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Anhänglich

Beim letzten Umzug habe ich das kleine Kettchen wiedergefunden. Versteckt in einem dieser Kartons voller Krimskrams, die man meist „vorübergehend“ in den Keller stellt, bis man beim nächsten Umzug merkt, dass sie immer noch unausgepackt dort stehen. Dort lag es also, das silberne Armband mit den vielen bunten Anhängern, das für mein erwachsenes Handgelenk nun ein winziges bisschen zu kurz ist. Auch als Kind habe ich es nicht oft getragen, weil es in der Schule beim Schreiben und am Nachmittag beim Spielen gestört hat, doch ich war unglaublich stolz auf die vielen Wappen, die daran baumelten. All die Orte, an denen ich schon gewesen war! Innsbruck. Ulm. Neuschwanstein. Sogar Monte Carlo! Und dazwischen, gleich neben dem Wappen meiner Heimatstadt München, ein leuchtend grüner Anhänger aus dem Luisenpark in Mannheim.

Was aber macht ein Münchner Kindl im Luisenpark? Es war im Sommer 1991, als ich als Zehnjährige gemeinsam mit meiner Mutter meine Brieffreundin in Ludwigshafen und deren Mutter – eine Schulfreundin meiner Mutter – besuchte. Unglücklicherweise hatte ich mir gleich zu Beginn der Sommerferien den Arm gebrochen und schleppte einen gefühlt kiloschweren Gips mit mir herum, sodass meine Lieblingssommeraktivitäten Schwimmen und Rollschuhfahren für mich in dem Jahr leider ausfielen.

Umso mehr freute ich mich, als meine Mutter und ihre Freundin auf die Idee kamen, mit uns beiden Kindern zum großen Feuerwerk in den Luisenpark zu gehen. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir in „einer der schönsten Parkanlagen Europas“, wie der extra gekaufte Führer versprach. Wir durften Gondoletta fahren, tobten über den riesigen Spielplatz, aßen Eis und streichelten die Ziegen, auch wenn die mir als Großstadtkind reichlich suspekt waren. Am Abend bewunderten wir mit viel „Ah“ und „Ohh“ das gigantische Feuerwerk, obwohl fast schon die Augen zufielen. Als Erinnerung bekam ich schließlich den Anhänger für mein Weltenbummler-Armband geschenkt, wie die Freundin meiner Mutter das Kettchen scherzhaft nannte.

Heute bin ich immer noch oft im Luisenpark – mit meinem Mann, dem ich vor einigen Jahren aus München nach Mannheim gefolgt bin. Eine Freundschaft hat mich vor über 20 Jahren zum ersten Mal hierher geführt. Die Liebe hat mich endgültig bleiben lassen.

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